26

 

 

Jude sah Natalie durch einen Nebel des Schmerzes nach. Ein neuer endloser, blutiger Hustenanfall hatte ihn gepackt, doch seine Gedanken waren voller Bewunderung für die Haltung ihres Rückens, den hoch erhobenen Kopf auf dem zierlichen Körper. Bewusst und ohne zu zögern ging sie auf ein Selbstmordkommando, ohne einen Blick zurückzuwerfen – im Gegensatz zu ihm, der schon die ganze Zeit auf seine Erinnerungen zurückschaute.

Verschwommen war er sich bewusst, dass ihr Vater bei ihm stand, aufrecht, aber in der instabilen Haltung eines mechanischen Spielzeugs, das durch einen plötzlichen Stromausfall erstarrt ist.

Als sein Husten endlich nachließ, keuchte er: »Wir sollten jetzt handeln, solange ich noch reden kann.«

Calum Armstrong blickte ihn an, als nehme er ihn zum ersten Mal bewusst wahr. »Ja«, sagte er tonlos, mit unbewegtem, ausdruckslosem Gesicht. Er ging in den Raum zurück, doch Jude blieb, wo er war. Er hörte keine Aufzugtüren. Kurz fragte er sich, ob Natalie vielleicht noch dort hinter der Ecke wartete, nachdenklich, verängstigt, doch sein Herz verneinte, sie sei fort; in ihm breiteten sich eine Betäubung und eine Bescheidenheit aus, die ihm wie ein Zusammenbruch erschienen. Vor seinem Optimismus und seiner Zukunftsorientierung waren die Türen geschlossen, versperrt, die Schüssel in einem grauen Meer versunken, von dessen Wellen jede so leer war wie die vorherige.

Jude dachte über sein Leben nach, und von allem war ihm am wichtigsten, dass es irgendeinen tieferen Sinn hatte wie eine gut erzählte Geschichte. Bis zu diesem Punkt schien ihm ein roter Faden zu fehlen, und jetzt, in den letzten Stunden, bekümmerte es ihn, wie Natalie ihm vorhergesagt hatte, als gäbe es zu viel, das er nie getan und nie bedacht hatte. White Horse war jenseits aller Wiedergutmachung. Auch sein Vater war nur eine Fußnote, ein Mysterium, auf die Seite geschoben wegen einer ewigen Verabredung mit der Geschichte, zu der es nie kommen würde. Seine Mutter – wenigstens bei ihr hatte er keine unbeglichenen Schulden. Würde sie erfahren, was mit ihm geschehen war? Schickte die Regierung jemanden zu ihr, oder würde sie in der Zeitung lesen, er wäre Opfer eines Unfalls geworden? Welche Geschichte würde Mary sich ausdenken? Vielleicht fuhr sie in ihrer grauen Limousine nach Seattle, klopfte in ihrem schwarzen Kostüm an die Haustür und sagte: »Miss Westhorpe, es erfüllt uns mit großer Trauer …« Nein. Wenigstens dieses Problem gedachte er auf eine Weise abzuschließen, dass er zufrieden damit sterben konnte. Vor seiner Entschlossenheit verblasste das Elend, das die Symptome in seinem Kopf und seinem Leib erzeugten. Die Sache mit Mary würde er bis ans Ende austragen. Mary war der Dreh- und Angelpunkt des einen Schicksalsfadens, den er noch in der Hand hielt.

Zwar kam ihm der Gedanke, er verhalte sich dumm und melodramatisch; andererseits hatte er kein dramatisches Ende erwartet. Aber wenn es darauf hinauslief, wollte er es nicht vergeuden. Kurz gingen ihm die fünfzig Minuten Frist durch den Kopf, die Natalie ihm versprochen hatte, doch selbst wenn das stimmte, bezweifelte er, ob er noch länger durchhalten könnte, von Marburg ganz abgesehen. Es war tapfer, was er plante, eine heroische Geste angesichts eines unerbittlichen Schicksals, aber eben nur eine Geste mit Auswirkungen von der Dauerhaftigkeit eines Fingerschnipsens.

Guskow ergab sich als Erster.

Jude wartete, bis er den oberen Ausgang verlassen hatte. Er zählte die Minuten ab, die Mary in der Liste ihrer Forderungen vorgeschrieben hatte, und lauschte auf das Husten, das Niesen und das hoffnungslose Schweigen der Wissenschaftler, während sie darauf warteten, dass sie an der Reihe waren. Statt dass Natalie allein herauskam, gingen alle zusammen. Jude stand vorn und führte sie hinaus. Durch tränende Augen sah er die Reihen der Soldaten in Bio-Schutzanzügen, die mit schussbereiten Waffen die Lifttür flankierten. Er hatte jedoch keine Zeit für sie, denn Mary stand persönlich auf der Zufahrt im Sonnenschein; er erkannte sie an ihrer schlanken Gestalt, weil sie das grüne Koppel des Anzugs fest um die Taille zugezogen hatte, und hinter der polierten Helmscheibe hob sich blass ihr Gesicht ab. Um die Augenpartie und den Mund war das Gesicht in Schatten getaucht, sodass es aussah, als halte ihr Totenschädel nach ihm Ausschau.

Die Soldaten reagierten nicht einmal mit einem Muskelzucken auf die Abweichung vom Plan, doch Mary schritt nach einem unentschlossenen Moment auf Jude zu. Von Guskow fehlte jede Spur, obwohl in den Laborlastwagen, die am Haus parkten, irgendetwas vorzugehen schien; auf ihrem Tarnanstrich lagen die ersten gelben Blätter, die Vorboten des Frühlings.

Jude zwang sich, aufrecht zu stehen, obwohl Brust und Kehle sich anfühlten, als würde jemand rot glühende Schürhaken darin umdrehen. Er blickte Mary durch die Spiegelbilder von Bäumen und dem Himmel auf dem Helmglas in die blauen Augen, die trotz allem, was hinter ihnen vorging, noch immer hübsch waren. Der Moment schien ihm lange anzuhalten. Er roch die feuchte Erde und spürte die Wärme der untergehenden Sonne; beide versprachen eine verregnete Nacht, wuchernde Pilze, fallende Blätter, den Beginn von Fäulnis und Eiterung. In ihrem Gesicht erkannte er ihre verletzten Gefühle, tief unter der Oberfläche; es war, als blickte man in einen tiefen Teich auf den schlammigen Grund und sähe, wie ein uralter Fisch die Flossen schüttelt. Sie betrachtete ihn mit Liebe, einer Liebe jedoch, die so lange unterdrückt worden war, dass sie sich in eine Form der Besessenheit gewandelt hatte.

Er versuchte diesen Gedanken auszulöschen – denn er wollte sie nicht bemitleiden –, doch dazu brauchte er eine Weile.

»Wo ist sie?«, fragte Mary und sah an ihm vorbei. Mit einem abscheuerfüllten Blick musterte sie die anderen, die schwach, niesend und schniefend in einem Grüppchen hinter ihm standen wie die Tiere in Dugway. Bevor Mary es befahl, würde ihnen niemand helfen.

»Du meinst Natalie Armstrong?« Nein, da musste er sich schon mehr Mühe geben. Also zog er den Kopf ein und fuhr zögernd fort: »Sie glauben, dass sie genauso verschwunden ist wie dieser Patient X …« Er setzte eine Miene auf, die ausdrückte, er habe es so schrecklich gefunden, dabei zuzusehen, dass er kaum die Worte finde, es ihr zu schildern.

»Ist sie noch immer in der Anlage?« Die Sprechmembran dämpfte Marys Stimme zu sanften Lauten, die, wie er sehr wohl wusste, ihrer Gefühlslage nicht gerecht wurde. Ihr Körper war völlig verspannt, steif stand sie mit leicht vorgeschobenem Gesicht da. Er maß sie mit einem Blick, der ihr verbot, ihn für seinen erbärmlichen Zustand zu bedauern.

»Schwer zu sagen. Wir haben den Kontakt zu ihr verloren.«

Wie viel Zeit war verstrichen? Dreißig Minuten? Er war sich nicht sicher, aber ihm kam es vor, als wären es zwanzig. Noch zwanzig. So lange hatte er nicht. Plötzlich bemerkte er, dass seine Symptome sich nicht verschlimmert hatten. Er musste bald den Spitzenwert seiner Histaminausschüttung erreicht haben.

»Jude? Wo ist Armstrong?«

»Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie ist tot.« Und das entsprach der Wahrheit. Er sah, wie sich hinter der Helmscheibe Marys Miene änderte. Sie fragte nun: Warum musst du es uns beiden nur so schwer machen?

Er sagte: »Schwer gemacht hast du es uns, als du beschlossen hast, mich für dumm zu verkaufen. Du hast mich hintergangen. Du hast mich lange hintergangen. Meine Güte, ich muss der begriffsstutzigste Kerl sein, dem du je begegnet bist. Ich wette, du hast dir vor Lachen fast in Hose gepinkelt – Guskow unser Lieblingsfall, und ich zockele die ganze Zeit neben dir her und denke: Verdammt noch mal, dass wir bei den Beweismitteln gegen ihn aber auch immer so ein Pech haben! Also guck mich nicht an, als hättest du verdient, dass ich es dir nicht schwer mache.«

Sie sperrte leicht den Mund auf, und zum ersten Mal reagierte sie nur langsam. »Jude«, sagte sie, »was stimmt nicht mit dir?«

Er begann zu lachen; er konnte nicht anders. Ihm war klar, was sie meinte, aber trotzdem vermochte er nicht aufzuhören, obwohl er wieder zu husten und zu niesen anfing und von solch schlimmen Krämpfen befallen wurde, dass er auf die Knie sank, vornüberklappte und helles rotes Blut seine Hose besprenkelte und in kleinen dunklen Tröpfchen wie winzige Geleebananen auf dem staubigen Boden landete.

Er sah, wie einer der namenlosen Männer im B-Krieganzug neben Mary trat und ihn mit einem Scanner abtastete. Er sah, wie sie sich über die Helmsprechanlage unterhielten, und als der Mann für eine zweite Messreihe näher kam, sah er an seiner Schulter die lose herabhängende Pistole. Im Bewusstsein des Mannes entdeckte Jude verwirrte Besorgnis über seine Messwerte und ein ungutes Gefühl bezüglich Judes, das voll gerechtfertigt war.

Gib mir die Pistole, beschwor Jude ihn. Reich sie mir, als wäre nichts Besonderes dabei. Ganz locker bleiben.

Mary wandte sich gerade einem Unteroffizier zu, der näher getreten war und sie fragte, wie mit den Infizierten verfahren werden und was mit der kontaminierten Anlage geschehen solle. Ob sie bereit sei, die MUV-Injektionen zu genehmigen …

Jude ergriff die schwere Waffe, die der Mann ihm hinhielt. Mit einer Geschicklichkeit, die er nie gekannt hatte, entsicherte er sie, umfasste sie und legte den Finger auf den Abzug. Als er sich aufrichtete, sprang der Mann mit dem Scanner zur Seite; er hatte gerade erst begriffen, was geschehen war. Im gleichen Moment griff der Unteroffizier nach seiner Pistole, und zehn der dreißig Soldaten, die in fasziniertem Entsetzen die Wissenschaftler beobachtet hatten, fuhren zu ihm herum und richteten ihre Aufmerksamkeit auf ihn.

Mary drehte sich um.

»Jude!« Sie war ehrlich überrascht. Sie begann zu lächeln. »Sei doch nicht albern. Sieh dich um – so geht das nicht.«

»Ja, ich weiß.« Er richtete sich zu voller Größe auf, und die Pistole fühlte sich gut an in seinen Händen.

»Um Gottes willen! Leg sie weg. Mach es nicht noch schlimmer. Begreifst du denn nicht? Es ging nie um dich und mich. Es ging um die nationale Sicherheit. Es war nichts Persönliches.«

Das hatte er sie schon einmal sagen gehört. »Da irrst du dich. Was du einstecken musst, nimmst du immer persönlich.«

In ihr lief ein Kampf ab, ein Kampf zwischen unvereinbaren Impulsen. Sie wollte Macht, aber sie wünschte sich auch, gemocht zu werden. Sie wollte Herrschaft, aber keine Verantwortung. Sie wollte, dass er nachgab – und gleichzeitig wünschte sie, er würde am Ball bleiben und die Sache hier beenden, weil so weiterzumachen schwieriger war und am Ende nichts für sie heraussprang, was sie nicht schon erreicht hatte.

Jude nahm ihr die Entscheidung ab. Sie fiel ihm wirklich leicht. Er brauchte nur an das Haar seiner Schwester zu denken, das nach Brand roch, an ihre glänzend rote Haut und ihre letzte Nachricht, in der sie geschrieben hatte, sie traue Mary, weil sie seine langjährige Freundin sei.

Mit dem plötzlichen Gefühl, ein spitzer Gegenstand werde ihm aus der Brust gezogen, atmete er tief ein und wusste, dass er frei war.

Selfware brachte einen Menschen sich selbst näher. So viel stand fest. Zum ersten Mal im Leben war Jude sich sicher, das Richtige zu tun, das einzig Passende, das Gerechtfertigte. Als er den Abzug drückte, erfüllte ihn ein Friede, der in seiner Erleichterung unbeschreiblich war.

Die Kugel durchbohrte Marys Schutzanzug, zerbarst in ihr und schleuderte sie drei Meter nach hinten.

Jude sah zu, wie sie zusammenbrach. Die Feuererwiderung traf ihn zehnmal stärker. Die Kugeln warfen ihn umher, und bevor er sein Gesicht die Erde berührte, wusste er, dass er tot war. Doch es spielte keine Rolle. Er war hier fertig. Er hatte seine Schlussworte gefunden und sie ausgesprochen, und es war Zeit zu gehen, bevor alles auf eine von hundert möglichen antiklimatischen Entwicklungen zerfiel. Er hatte nicht einmal genügend Zeit, um sich von irgendetwas auf Erden zu verabschieden, doch während er fiel, betrachtete er die Welt, die sich vor seinen Augen sanft entrollte wie ein langes Banner und von ihm davonflatterte in die auf ewig verlorenen Abgründe der dunkler werdenden, blauen Dämmerung. Er fühlte keine Schmerzen, und darüber war er froh. Es war, als würde er in einen Traum sinken, in die Tiefe gleiten …

 

Natalie arbeitete schnell, sie nahm sich nicht einmal die Zeit, ein beiläufiges Wort mit den Leuten zu wechseln, sobald sie ihr die Terminals gezeigt hatten. Sie installierte die Systeme, indem sie die Disk ins Laufwerk rammte und einige Tasten drückte, dann eilte sie zu ihrem nächsten Ziel. Fünf waren geschafft. Fünf, und in mindestens vier davon wimmelte es vor Leuten, die herauszubekommen versuchten, wie sie wenigstens ein paar Prozent Preisnachlass erwirken konnten, wie das System zu manipulieren war und wie sie es am besten dazu einsetzten, ihren Vorgesetzten zu hintergehen, aber das war okay, weil sie nicht allein die Verantwortung tragen wollte, jeden verpfuscht zu haben; ein paar Ray Innises mehr, und die bittere Pille der Erkenntnis rutschte leichter herunter. Natalie setzte ihre Hoffnung auf Keine Angst und Kompromiss Bevorzugt, aber sie hoffte nicht, die Natur des Menschen auf irgendeine Weise ändern zu können. Wenn einmal das Geld auf Bäumen wuchs und alle in Harmonie lebten, ließ das Glück sich vielleicht maßschneidern und verkaufen. Bis dahin aber musste genügen, was sie hatte, und ob man es später als den Beginn einer neuen Ära bezeichnete oder die Todeszuckungen der guten alten Zeit nannte, würde sie wohl nie erfahren.

Jedes Mal, wenn sie sich versetzte, verlor sie an Information.

An Ziel Nummer sieben waren die Disks, die sie bei sich trug, schon unbrauchbar geworden, und die Reise war zu Ende. Natalie blickte den ruinierten Datenträger in ihrer Hand an, der nach außen hin makellos wirkte, in seiner Struktur jedoch solch schwer wiegende Fehler aufwies, dass das Programm, das er so lange befördert hatte, nun zerstört war. In Natalie sah es ähnlich aus, doch wie in Ians Fall wusste sie nur, dass sie etwas verloren hatte, aber nicht, was; darum war es nicht so schlimm, anders als wäre man normal und bemerkte das Ausmaß des Fehlens dessen, was verschwunden war.

Auf einer Teeplantage in Indien saß sie an eine Steinmauer gelehnt, die zu einer Terrasse gehörte; in der samtenen Dunkelheit ringsum standen Teebüsche. Hinter ihr begannen die Verpackungsfabrik und ihre geheime Anlage zur NP-Produktion leise mit der Arbeit einer langen Nachtschicht. Der Jasmingeruch stieg ihr zu Kopf. Die Sonne war vor zehn Minuten untergegangen. Das blaue Licht erinnerte sie an einen lange verstrichenen Tag, an dem sie durch einen Wald lief, und dann, gerade als sie glaubte, dass ihr etwas Wichtiges offenbart werden sollte, erstarb die Erinnerung.

Sie stand auf und spazierte ein kleines Stück zwischen den Büschen. Die Sterne über ihr leuchteten so hell, so fern. Sie erkannte die Blauverschiebung des einen, der sich näherte, und die Rotverschiebung eines anderen, der sich entfernte. Noch einer Pflicht hatte sie sich zu entledigen. Konnte man in der Zeit zurückgehen, ohne sich aufzulösen? Natalie bezweifelte es. Wie sollte man in der Zeit zurückreisen und dabei sein bewusstes Gedächtnis behalten? Seine Existenz beruhte auf Entropie und Veränderung in einer linearen Zeitskala. Dennoch blieb das Dossier ein Rätsel – wie anders war es Jude in die Hände gelangt? Dann diese Sekunde im Labor, in der Ian ihr gegenüber anmerkte, es gäbe vielleicht einen Rückweg für ihn, einen Blick in die Vergangenheit, in der er noch ein Familienvater war – er hatte gedacht, vielleicht neu lernen zu können, wer er gewesen war, und sich selbst wieder zusammenzufügen. Diese Theorie hatte sie im Kopf gehabt, als sie versuchte, während der Durchdringung Judes eine Kopie von ihm anzufertigen. Doch wenn sie nun Informationen verlor wie ein Sieb, erging es ihm nicht anders; seine Daten mussten ebenso nutzlos werden wie die Disks.

Natalie holte jene Disks aus der Tasche, die noch übrig waren, und schleuderte sie in die Dunkelheit davon. Auf der anderen Seite der Erde war Jude bereits gestorben. In Amerika brach gerade erst der Abend herein, und die Sonne sank, ohne dass er es sehen konnte. Dan war tot. Natalie hatte niemanden, zu dem sie zurückkehren wollte. Also, warum es nicht versuchen?

Sie blickte zum Himmel. Über ihr hing der Vollmond, still, reglos, ruhig. Fledermäuse huschten in zierlichem Tanz über sein Antlitz, und sie hörte die Ultraschalllaute der Tiere, spürte, wie die Wellen ihr über die Haut strichen und sie orteten. Die Insekten, denen die Jagd der Fledermäuse galt, hingen ahnungslos zwischen ihnen in der Luft – Lebensstäubchen, die für Natalie wie winzige Funken aussahen und erloschen, als die Fledermäuse sie in ihre Sammlung aufnahmen, so einfach war das.

Sie griff heraus, um sie wieder einzuschalten.

Sich rückwärts durch die Zeit zu bewegen, bedeutet nur eins für ein Geschöpf, das Absichten und Handlungen allein in der Vorwärtsrichtung formulieren kann: Es muss sich vom Umkehrprozess isolieren. Man muss sich weiter in die eigene Zukunft bewegen, während man ringsum das Gewebe der Zeit zum Zustand der Vergangenheit auftrennt. Andernfalls trennt man nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst auf, und weil auch das Begreifen ein fortlaufender Prozess ist, macht man es ebenfalls rückgängig. Man sieht keine Rückwärtsbewegung bei einem Film, den man von hinten nach vorn abspielt, denn selbst das kann man nur sehen, während die Zeit vorwärts läuft. Man ist vielleicht selbst schon eine Milliarde Mal zurückgespult worden, aber man kann es nicht wissen, weil unsere einspurige Existenz ein solches Konzept der Bewegung in der Zeit nicht gestattet. Man würde es nicht bemerken. Wie sollte man?

Natalie war sich dessen bewusst, aber selbst mit der Einsicht in die Quantenebene, die Ian versprochen hatte, konnte sie nicht sagen, wie sie sich in einer vorwärts gerichteten Tasche isolieren sollte. Dass sich etwas auf einmal vorwärts und zugleich rückwärts durch die Zeit bewegen sollte, enthielt einen fatalen Widerspruch in sich. Sie selbst, in der Form, in der sie sich jetzt befand, konnte in überhaupt keine Vergangenheit reisen. Ian hatte ganz richtig gesagt, dass die Zeit grundsätzlich falsch verstanden werde. Zeit war ein Element des Raums und keine davon abgetrennte Erscheinung. In diesem Element schoben sich die drei Dimensionen der physischen Welt zusammen, und ihnen konnte Natalie nicht entkommen, wenn sie sie mitnahm, solange sie selbst dreidimensional blieb.

Während sie sich weiter mit dem Problem auseinander setzte und die Insekten beobachtete, die Mücken und die Moskitos, die Käfer und Motten, schwerfällig in ihrem Flug, begann sie an ihnen vorbei zu den Sternen zu blicken. Die Rotverschobenen entfernten sich. Ihr Licht nahm eine größere Wellenlänge an, weil sie davonschossen, und dabei dehnte sich die Welle. Blauverschobene näherten sich, drückten die Wellenberge bei ihrer Annäherung zusammen. Wohin am Nachthimmel man auch blickte, man sah in die Vergangenheit, sogar wenn man den Mond betrachtete. Man sah den Mond, wo er vor über einer Sekunde gewesen war. Ein Stern, den man am Himmel sah, konnte schon erloschen sein. Das Licht in ihren Augen, das die Sternbilder ergab, war schon sehr alt, Millionen Jahre alt, und doch landete es hier, in ihrem Bewusstsein, zu einem einzigen, vereinigten Zeitpunkt. Und da begriff sie, wie sie einen Weg durch die Zeit zu planen hatte.

Ein komplexes Wesen konnte das niemals schaffen. Informationen konnten vielleicht zurückreisen, und Information konnten, wenn man sie mit Hilfe einer Sequenz von Anweisungen kombinierte – durch ein zum richtigen Zeitpunkt aktiviertes Programm –, ein Trugbild von Natalie Armstrong erstellen, das einige wenige wichtige Dinge verrichtete, bevor es wieder zerfiel. Das Rätsel, das sie auf die Rückseite des Guskow-Dossiers gekritzelt hatte, lag nun offenbar vor ihr: ein Diagramm von Elementarteilchen, die gegen den Strom durch den dreidimensionalen Raum reisten. So, wie sie über gewaltige Abstände verschränkt sein konnten und augenblicklich auf Zustandsänderungen des anderen reagierten, konnten Elementarteilchen auch durch die Zeit verknüpft sein. Sie brauchte diese verschränkten Paare nicht in einem bestimmten Moment zusammenzubringen, um ihre Bindung herzustellen. Die Bindung erstreckte sich ebenso in die Vergangenheit, wie sie auch in die Zukunft anhielt.

Kaum hatte sie sich das vorgestellt, als ihr etwas ins Bewusstsein trat, das wie eine Erinnerung erschien, die bis gerade eben noch nicht existiert hatte und dennoch ihr gehörte.

Es war Wochen her. Sie war in Washington, in dem verschlossenen Raum, in dem Mary Delaneys Chefin, Rebecca Dix, ihre Privatakten aufbewahrte. Sie griff in eine Schublade und zog Michail Guskows Dossier heraus. Rasch vergewisserte sie sich, dass sie hatte, was sie wollte, dann durchdrang sie die Wand zum Vorzimmer, in dem es zu dieser Abendstunde still war. Mit einem Bleistift vom Schreibtisch der Sekretärin schrieb sie das Datum auf die Rückseite und skizzierte dann hastig gerade genug, um später ihrem eigenen Gedächtnis nachzuhelfen. All das fand in einer Art distanziertem Geisteszustand statt, in dem sie nicht ganz gegenwärtig war, sondern vage träumte.

Sie kodierte den Aktendeckel als Information und restrukturierte ihn in der Yorker Pension. Jude schlief auf der geblümten Tagesdecke, unempfindlich wie ein Bleiklotz. Sie wollte ihn nicht wecken, denn was hätte sie sagen können? Sie legte den Aktendeckel, der durch seine Reise nur ein klein wenig beschädigt war, hinter ihn, doch dann, in einem Moment der Schwäche und des Blicks zurück, den sie sich in Virginia versagt hatte, streckte sie die Hand aus und berührte ihn ein letztes Mal.

Jude, in seinem unbefleckten Zustand, bevor er irgendetwas wusste von dem, was kommen würde, wachte auf.

»Es tut mir Leid«, sagte sie, nicht nur zu ihm, sondern auch zu sich in der Zukunft. »Es tut mir sehr Leid.«

Es war ein Abschied, ehe es auch nur eine Begrüßung gegeben hatte.

 

In der atmenden, belebten Dunkelheit der Teeplantage in Kerala zerstoben die körperlichen Überreste von Natalie Armstrong. Für einen Augenblick tanzten sie wie Mottenstaub im Mondlicht, dann waren sie verschwunden.

 

Mary Delaney, noch immer wund von den Operationen, den rechten Arm in Gips und an der Seite fixiert – wo er ironischerweise die Rippe schützte, die zerschmettert worden war und Knochensplitter in jeden einzelnen Muskel ihres Oberkörpers getrieben hatte –, empfand einen Triumph, der grimmiger war als der Gesichtsausdruck irgendeines der großen alten Unruhestifter der Welt, die alle eine teuflische Befriedigung dabei empfunden hatten, junge Männer im Namen der Freiheit in den Tod zu schicken.

Oberflächlich sah sie sehr gut aus. Die Micromedica-Technik vollbrachte wahre Wunder. Bei der nanochirurgischen Sanierung waren sogar die Schäden beseitigt worden, die das rasante Leben und der Stress ihr zugefügt hatten. Sie fühlte sich stärker und tatkräftiger denn je, doch all das wurde ihr vom Fehlen dessen verdorben, was Judes Kugel in ihr zerstört hatte: der Fähigkeit, Freude zu empfinden.

Im Oval Office des Weißen Hauses saß sie auf ihrem Platz neben Dix und sah zu, wie sich der Präsident und seine Berater mit der Tagesordnung befassten. Sie schaute General Bragg an, der ihren Blick mit einem unerschrockenen Abscheu erwiderte, unter dem die frühere Version Marys innerlich gezittert hätte. Diese Mary hingegen erschütterte er nicht. Sie starrte Bragg nieder, denn sie wusste seit der Verwirrung sehr gut, wer sich verschworen hatte, das Projekt und das Land ins Mittelalter zurückzuführen, und dafür hatte sie Beweise, die sie bei Bedarf vorlegen konnte.

»Miss Delaney?«, sprach der Vizepräsident sie an. »Würden Sie bitte beginnen?«

Und das tat sie. Mit klaren, einfachen Begriffe erklärte sie die Pläne, die das NSC für Mappa Mundi hatte. Das Projekt war ein Erfolg. Sie hatte es geschafft. Guskow hatte verloren. Sie hatten gewonnen.

Nachdem die Übereinkunft weiterzumachen bestätigt und angenommen worden war, beschloss sie, einen Spaziergang durch das Einkaufszentrum zu unternehmen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Das Herbstwetter war plötzlich abgekühlt, und die Luft war mit einem Mal frisch und belebend. Mary blickte auf das Lincoln Memorial und den Teich, auf dem sich das Licht spiegelte, ohne an etwas Besonderes zu denken, als ein Mann neben ihr nieste. Es war ein gewaltiges Niesen, und sie erschrak so heftig, dass ihr Arm und ihr Brustkorb mit einem durchdringenden Schmerz übereinander scharrten. Sie hörte, wie er mit britischem Akzent zu einem Begleiter sagte: »Komme gerade erst aus Europa. Schreckliche Grippewelle. Ein einziger Albtraum. Ich hoffe, ich habe Sie nicht angesteckt …«

»Klingt nach einer Epidemie«, entgegnete sein Begleiter unbekümmert. »In Asien ist auch eine ausgebrochen.«

»Grippewellen kommen immer aus Asien«, stimmte der Kranke ihm zu und nieste drei weitere Male krampfartig.

Mary wusste nicht, was aus Natalie Armstrong geworden war, doch die Daten aus der Anlage bewiesen schlüssig, dass Patient X sich aufgelöst hatte, und sie vermutete, dass der amerikanische Schlag eine Gegenmaßnahme wäre, aber nicht der Erstschlag. Rasch zog sie ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und hielt es sich über Mund und Nase. Ihre MUV war nach wie vor aktiv, doch der Gedanke, Deliverance einzuatmen, behagte ihr gar nicht, ganz gleich, was es transportierte.

Auf der Avenue blieb sie stehen und nahm ein Taxi zurück zum Pentagon. In einer Stunde fand ein Treffen der Vereinigten Generalstabschefs statt, auf dem die Strategie zum Einsatz von Mappaware besprochen werden sollte. Mary stand am Bordstein, und ein Taxi fuhr heran; sie wartete und beobachtete es, als sie plötzlich aus dem Augenwinkel etwas Schwarz-Weißes erblickte, das sich ihr rasch näherte.

Ihr Herz machte einen Satz, und sie wirbelte herum; beinahe rechnete sie damit, dass es auf die gleiche schreckliche Weise, wie Dans Leiche in ihrer Wohnung aufgetaucht war, Jude sein könnte.

Sie wusste, dass Jude tot war. Mehr als zwanzig Kugeln hatten ihn fürchterlich entstellt; sie hätte ihn nicht ansehen müssen, um sich davon zu überzeugen. Trotzdem hatte sie es getan. Sie hatte sich dazu gezwungen, den Blick auf ihn zu senken, von der Seite, während Sanitäter sie unter dem sanften Herbsthimmel auf der Tragbahre festschnallten. Mit dem Gesicht nach unten lag er auf dem trockenen Boden der Zufahrt. Eine riesige Blutlache tränkte seine Kleidung und den Boden mit ausgedehnten, fast schwarzen Flecken.

Die gesamte Umgegend war besprüht worden und der Erdboden entfernt, um das Blut und seine tödliche Fracht unter Kontrolle zu bringen, doch selbst jetzt war sie nicht hundertprozentig sicher, ob es gelungen war, jede einzelne Deliverance-Spore zu erfassen. Das Haus und das Grundstück waren abgesperrt und mit Desinfektionsmittel und Microtech-Lösungen eingeweicht worden, aber was sollte es? Es bedurfte nur eines einzigen Tieres … doch darüber wollte sie nicht nachdenken. Sie wollte sich nicht ausmalen, wie man Jude in einen Brennofen warf, wo er verbrannte wie eine Fackel, wie sein Gesicht und sein Körper in der ungeheuren Hitze, die nötig war, um NervePath und Micromedica zu zerstören, Blasen warfen und verschrumpelten. Trotzdem dachte sie daran. Jedes Mal, wenn sie etwas aus dem Augenwinkel sah.

Doch obwohl sie diesmal taumelte, die linke Hand schützend erhoben, war da niemand. Das Taxi hielt neben ihr, und sie griff nach der Tür. Sie hörte eine Stimme, auch sie mit britischem Akzent, in sarkastischem Tonfall sagen: »Hola, Mary«, doch sie schien so nahe zu sein und so leise zu wispern, dass sie sich nicht sicher war.

Mary überkam plötzlich Benommenheit. Sie hielt sich am Sitz und am Türgriff fest. Ihren Körper spürte sie nicht. Vor ihren Augen verschwamm der Wagen und begann sich um sie zu drehen. Sie fühlte sich eisig und im nächsten Moment brennend heiß. Nacheinander überfielen sie unwiderstehliche Wut, Lust, Hochstimmung und Trübsal.

»Wohin?« Der äthiopische Fahrer beobachtete sie gereizt im Rückspiegel. Sie hörte ihn zwar, doch seine Worte nahmen einen ganz eigenartigen Weg durch ihren Verstand.

In der nächsten Sekunde war wieder alles, wie es sein sollte.

Natalie zog ihren Rock straff, eine Bewegung, die gewohnt und ungewohnt zugleich war. Sie blickte an sich herab; ordentlich gekleidet, den Aktenkoffer neben sich, die Pistole, wohin sie gehörte. »Zum Pentagon«, sagte sie, um ihre Stimme zu prüfen. Sie funktionierte wie immer.

Mit neu erwachtem Interesse sah Natalie/Mary die Stadt hinter den Fenstern vorbeiziehen, obwohl die schreckliche Erinnerung an Judes Tod nachklang. Er war fort, sie aber gab es noch, und sie befand sich in der Position, zur Abwechslung einmal etwas Gutes bewirken zu können, ganz wie er, Dan und Ian es gewollt hätten. Die komplizierte Frage, wer sie nun eigentlich war, erschien nicht mehr sehr wichtig.

Materie ist nur mit Information beladene Energie, und Identität ist nichts anderes als Information. Einige Informationen durch andere zu ersetzen erwies sich als Kinderspiel. Mappaware hatte das bewiesen, und sie ergriff ihre Chance.

Als sie ins Büro kam, grüßte sie die Sekretärinnen und ließ sich einen englischen Tee bringen – was das betraf, blieb alles beim Alten. Sie setzte sich, blickte sich um und bemerkte als Erstes, wie nichts sagend das Zimmer war. Es musste dringend freundlicher gestaltet werden. Inzwischen gab es genügend zu tun; es musste dafür gesorgt werden, dass die amerikanischen Bemühungen, die Freiheit des Geistes zu zerstören, keine weiteren Auswirkungen zeitigten, ehe die Bürger die Möglichkeit erhalten hatten, sich das Ganze einmal in Ruhe anzusehen.

Als Erstes jedoch sandte sie Michail Guskow eine Nachricht ins Militärkrankenhaus, wo er unter Beobachtung stand, bis seine Behandlung und die Entfernung von Deliverance aus seinem Kreislauf abgeschlossen war.

Natalie schrieb:

 

Ich bezweifle, dass Sie sich die vielfältigen Folgen des Systems, das Sie und ich geschaffen haben, auch nur ansatzweise ausmalen können. Ich vermag es nicht, und dabei habe ich ihr ganzes Ausmaß gesehen. HKB und KA zeigen von allen Systemen die größte Verbreitung. Heute habe ich einen Artikel in der Washington Post gelesen, in dem es hieß: ›Der auffällige Anstieg der Zahl von Internet-Diskussionsgruppen, die sich mit etwas namens Mappaware befassen …‹ Ohne Zweifel haben Sie die neuen Systeme einsatzbereit, wenn ich Sie nächste Woche aufsuche. Die Beschränkungszahlen für die Selfware-Codierung befinden sich in der angehängten Datei (MW 1884), zusätzlich Einzelheiten über die Entwicklungsstadien, in denen sie jeweils übertragen werden sollten, einschließlich und bis zur Sublimierung. Bitte informieren Sie Calum Armstrong über meinen Verbleib, sobald Sie ihn sprechen.

Nicht mehr, Mary Delany.

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